Den Geburtstag von John Cage am Samstag, den 5. September 2015, begeht die John-Cage-Orgel-Stiftung in Halberstadt mit einem kleinen aber feinen Festival. Der Amerikaner John Cage, berühmt und bedeutend als Komponist und Musiker, war gleichzeitig einer der innovativsten und revolutionärsten Denker, Sprachartisten und Maler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als sanfter Anarchist will er mit seiner Kunst dem Publikum die Ohren und die Augen öffnen für das Neue, das noch nie Gehörte, das noch nie Gesehene, das Überraschende. Dabei lässt er zunächst alle Deutungen und Interpretationen außen vor, er wünscht sich Zuhörer und Zuschauer, die mit einem freien, „leeren“ Geist neugierig und offen für Veränderungen und aufmerksam für kleine und kleinste Unterschiede in Klängen, Worten und Bildern sind.
Eigentlich feiert das vom Ehrenamt getragene John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt in Halberstadt seit 15 Jahren mit seiner auf 639 Jahre angelegten Aufführung oder besser Realisierung des Orgelstücks ORGAN²/ASLSP (As Slow aS Possible = so langsam wie möglich) jeden Tag den Geburtstag des Komponisten. Der aktuelle Fünf-Klang in der Burchardi-Kirche mit seinen beiden 16-Fuß Basspfeifen c‘ und des‘ vermittelt anschaulich eine intensive neue Klang- und Raumerfahrung im Sinne von John Cage.
Das Festival zu John Cage’s 103. Geburtstag beginnt am 5. September 2015 um 15.00 Uhr.
Die John-Cage-Orgel-Stiftung freut sich, an diesem Samstag internationale Künstler und Kuratoren aus Ost und West in Halberstadt begrüßen zu können und bietet folgendes Programm:
15.00 Uhr Herrenhaus: Eröffnung des Festivals durch Rainer O. Neugebauer. Anschließend Einführung durch den Kurator Georg Weckwerth aus Wien in die kleine Dauerausstellung „Raum für Cage“ – mit der Möglichkeit, in der ehemaligen Zisterzienserinnen-Kirche den fünf Tönen, die seit dem 5. Oktober 2013 und bis zum 5. September 2020 erklingen werden, nachzuspüren.
16.00 Uhr Herrenhaus: Lesung des amerikanische Dichters Adrian Nichols. Neben eigenen Texten wird er von John Cage einen Vortrag „Where are we going? And what are we doing?“ (Wo gehen wir hin? Und was machen wir?), den dieser 1961 vor Studenten in Brooklyn gehalten hat, in einer quadrophonischen Installation präsentieren.
18.00 Uhr Halberstädter Dom: Orgelkonzert mit der jungen Organistin Dóra Pétery aus Ungarn. Die mehrfach preisgekrönte Künstlerin ist Schülerin von Hans-Ola Ericsson, und hat im letzten Jahr im Wettbewerb um den Cage-Preis den ersten Platz belegt. Sie wird Kompositionen von John Cage, György Ligeti und Johann Sebastian Bach spielen.
20.00 Uhr Herrenhaus: Unter dem Titel „Fluxus und Zen“ wird eine von Pascal Jordan kuratierte Ausstellung mit Stein-Arbeiten der international renommierten Künstlerin Mary Bauermeister und mit Bildern des Malers und Philosophen Rudolf zur Lippe, eröffnet. Mary Bauermeister hat schon in den 60er-Jahren mit John Cage zusammengearbeitet, ihre Werke sind u.a im Museum of Modern Art in New York vertreten. Beide Künstler sind anwesend und präsentieren neue Arbeiten, die extra für die Ausstellung zum Cage-Geburtstag in Halberstadt entstanden sind.
Aber nicht nur die Mitwirkenden kommen von weit her. Auch renommierte Besucher haben schon ihre Flüge gebucht. Aus der Kunstmetropole und John Cage’s langjähriger Wirkungsstätte New York City kommt Prof. Laura Kuhn, die von 1986 bis zu seinem Tode 1992 eng mit Cage zusammengearbeitet hat und heute Direktorin des Cage Trust ist. Aus London kommt Nicholas Riddle, Chef der Edition Peters Group, dem großen Musikverlag, der auch John Cage vertritt, und unser Projekt seit Jahren mit einer Halberstädter Sonderausgabe der Partitur von ORGAN²/ASLSP unterstützt.
