Zum dritten Reiterschauspiel auf dem Domplatz in Halberstadt laden die IG Seydlitzkürassiere, der Deutsche Kavallerieverband und das Städtische Museum aus Anlass des 200. Gründungsjubiläums des Kürassierregimentes zum 20. März 2015 um 19 Uhr ein. Weitere Veranstaltungen finden in Westerhausen und Quedlinburg statt.
Nur Riesenschildkröten können, wenn es gut läuft, ihren 200. Geburtstag erleben. In den meisten Fällen ist ein solches Jubiläum allerdings ein Geschichtsdatum, an das es so oder so zu erinnern gilt. Vor 200 Jahren, am 1. April 1815, erblickte Otto Eduard Leopold von Bismarck in Schönhausen das Licht der Welt. Ein Ereignis, das rückblickend wahrlich nicht als Aprilscherz zu werten ist, denn Otto entwickelte sich zum wohl bedeutensden Politiker des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Zwischen ihm und der fast zeitgleich aufgestellten Reitertruppe gibt es durchaus Berührungspunkte.
Am 7. März des gleichen Jahres, ist auf „Allerhöchste-Kabinetts-Order“ die Errichtung eines Kürassier-Regiments befohlen worden. Das neue Regiment erhielt die Bezeichnung Kürassier Regiment Nr. 4 (Magdeburgisches) und wurde zunächst in Landsberg an der Warthe, heute zum polnischen Landkreis Powiat Gorzowsk gehörend und im benachbarten Driesen stationiert. Ab dem 17. September 1817 sind Regimentsteile nach Halberstadt und Quedlinburg verlegt worden.
Das Kavallerieregiment ist uns heute als Kürassier-Regiment „von Seydlitz“, (Magdeburgisches) Nr. 7 bekannt, benannt nach dem berühmtesten Reitergeneral aus der Zeit Friedrich des Großen, Friedrich Wilhelm von Seydlitz. Die frisch aufgestellte Einheit war noch an den Befreiungskriegen, am Kampf gegen das Napoleonische Frankreich 1815 beteiligt, ging gegen streikende Eisenbahnarbeiter in Halberstadt vor, kam 1848 bei der Niederschlagung der Bürgerunruhen in Aschersleben zum Einsatz, rückte 1866 während des Krieges gegen Österreich in Böhmen ein und nahm an der Schlacht von Königgrätz teil. Am bekanntesten ist die Attacke in der Schlacht von Mars la Tour während des Deutsch-Französischen Kriegs am 16. August 1870.
Beide Einsätze, die von 1866 und 1870, gingen gewissermaßen auf das Konto von Bismarck, der in drei sogenannten „Einigungskriegen“ das Deutsche Reich unter preußischer Führung schuf. Ein zweiter unmittelbarer Berührungspunkt zwischen dem Schönhäuser Junker, der es bis zum preußischen Ministerpräsidenten, zum ersten Reichskanzler und zum Herzog brachte, lässt sich auf der dritten Fassung eines Gemäldes erkennen, das 1885 von Anton von Werner geschaffen wurde und “Die Proklamation des Deutschen Kaiserreiches“ im Spiegelsaal von Versailles zeigt. Im Zentrum des Bildes steht Bismarck im weißen Koller der Halberstädter Kürassiere. Er war dessen Ehrenchef. Bismarck starb hochgeehrt 1898, das Kürassierregiment von Seydlitz wurde 1918 aufgelöst. Mit einem umfangreichen Programm erinnert der 2012 gegründete Deutsche Kavallerieverband und die IG Seydlitzkürassiere mit einem Traditionswochenende in Westerhausen, Halberstadt und Quedlinburg an die Gründung des Kürassierregiment v. Seydlitz.
Geplant ist ein Erkundungsritt nach Halberstadt wo der Verband am Freitagabend mit seinen Reitern am Zapfenstreich teilnimmt. Traditionsgemäß wird der Ablauf des Zapfenstreiches mit dem Einmarsch und der Vorstellung, der Serenade, der 3 Posten des Zapfenstreiches, dem Gebet, der Nationalhymne, einer Fahnenbandverleihung und dem Ausmarsch zu sehen und zu hören sein. Am Samstag, 21. März, erfolgt ab 10 Uhr in Westerhausen auf dem Scheiweg ein Mannschafts-, Formations- und Waffenreiten. Um 15 Uhr finden sich die 25 Reiter und Mannschaften zur Vorstellung in Quedlinburg auf dem Kleers ein, wo gegen 16 Uhr die Veranstaltung mit einer Parade ihren Abschluss findet.
Zu sehen sind an beiden Tagen: Uniformierte des Lützower Freikorps, Sächsische Husaren, Elb-Nationalhusaren, Reiter des Husarenregiments Nr.10, des Kürassiere des Gardes du Corps, Brandenburger Husaren, Reiter des 1. preuß. Garde Ulanen Regiment und des 1. Schlesischen Husarenregiments, der 12. Thüringer Husaren sowie natürlich des Kürassierregiments v. Seydlitz Mgdb.Nr.7.
Die Musikalische Begleitung erfolgt durch den Spielmannzug Harsleben und die Halberstädter Stadtbläser.